< zurück >

St. Marienkirche in 
Barby

>> Panorama vom Kirchturm
>> Fotos vom Inneren der Marienkirche

Die St. Marienkirche, auch Kirche „Unser Lieben Frauen „ genannt, ist die Stadt- oder Bürgerkirche von Barby. Vermutlich ist sie nur wenig jünger als die Schlosskirche. Erbaut von Baumeister Gunthard, unterschied sie sich ursprünglich in ihrer äußeren Gestalt nicht wesentlich von der St. Johanniskirche. Auch sie war als Langhaus gebaut mit einer Länge von 42,50 m und einer Breite von 9,70 m. An Ost- und Westgiebel befanden sich jeweils drei schmale gotische Fenster, von denen das mittlere etwas größer war.

Unter Herzog Heinrich erfolgte Ende des 17.Jh. eine grundlegende Erweiterung. Er ließ an Nord- und Südseite je ein Seitenschiff mit einer Breite von 3,40 m und im Osten eine Sakristei anbauen. Dafür wurden die Fenster ringsum verkürzt und arkadenförmige Mauerdurchbrüche geschaffen. Nachfolgende Generationen sorgten immer wieder für den Erhalt ihrer Stadtkirche. Rege Bautätigkeit fand um die Jahrhundertwende zum 20. Jh. und in den 30er Jahren statt.

Ende der 70er Jahre hatte sich der Zustand des Gebäudes so verschlechtert, das es baupolizeilich gesperrt werden musste, da bereits Deckenbalken durchgefault und Teile der Decke herabgestürzt waren. Dank großer Einsätze von Gemeindegliedern und Feierabendbrigaden konnte die Kirche vor den Verfall bewahrt werden.

Für den Turm der Marienkirche, der das Wahrzeichen der Stadt ist, erfolgte die Grundsteinlegung am 15. Mai 1505. Seine Höhe beträgt 47 m , die Seitenlängen sind jeweils 12 m. Ungefähr 50 Jahre nach Fertigstellung stürzte der Turm ein. Der Wiederaufbau ist Graf Wolfgang I. und seinen Söhnen zu verdanken, die für die finanziellen Mittel sorgten. 

Wiederum 100 Jahre später erfolgte Reparaturarbeiten unter der Regentschaft von Herzog Heinrich, die schließlich unter seinem Nachfolger Herzog Albert mit dem Bau einer Schieferhaube ihren vorläufigen Abschluss fanden. Die zunächst letzten Arbeiten begannen 1985 mit der Öffnung des Turmkopfes. Sie erstreckten sich über mehrere Jahre. Die Turmuhr baute im Jahre 1858 der Zerbster Uhrenmacher Fuchs. Sie wird auch heute noch täglich per Hand aufgezogen.

Die drei Glocken, die bei dem Zusammensturz des Turmes beschädigt und im Laufe der Jahre mehrfach umgegossen wurden, läuteten am 10. Juni 1917 zum letzten Mal. Zwei von ihnen mussten damals als Kriegsanleihe abgegeben werden. Erst viele Jahre nach dem Krieg wurde für sie Ersatz geschaffen.
Seit einigen Monaten ist es wieder möglich, an einer Turmbesteigung teilzunehmen. Von der Plattform hat man einen weiten Blick in die nähere Umgebung, Hasen- oder Elbe-Saale-Winkel genannt, und darüber hinaus.
Durch jeweils drei Eingänge an der Nord- und Südseite kann man die Kirche betreten. Auch innen ist das ursprüngliche Langhaus, das man durch die angebaute Seitenschiffe erreicht, deutlich erkennbar. Den oberen Abschluss bildet eine flache kassettenartige Holzdecke mit gemalten Ornamenten. In die Seitenschiffe und in den Altarraum hatte man Emporen eingebaut. Der barocke Altar mit seinen Seitenaufbauten wurde Ende des 18. Jh. neu errichtet. Er wird von den vier Evangelisten umrahmt, die in Lebensgröße vor dem Betrachter stehen. 

Das mittlere Altarbild ist ein Halbrelief und stellt den gekreuzigten Jesus dar. Zu seinen Füßen stehen Maria Magdalena. Darunter befindet sich ein zweites Bild mit der Abendmahlsszene.

Der sechseckige spätgotische Taufstein in der Mitte vor dem Altarraum wurde in der Werkstatt des Steinmetzen Hans Bechlein geschaffen. Die geschnitzte barocke Kanzel mit Schalldeckel ist eine Stiftung des Georg Siegmund Dörner und seiner Frau Magdalena. An der Westseite auf der Orgelempore füllt der ebenfalls aus der Barockzeit stammende Orgelprospekt den gesamten Raum aus.

Die Firma Rühlmann aus Zörbig baute das heutige Instrument 1915 ein. Während des
1. Weltkrieges musste ein Teil der Zinnpfeifen als Kriegsanleihe abgegeben werden. Erst Jahre später wurden sie ersetzt. Die drei wertvollen Deckenleuchter aus Messing erhielten zu Beginn des vorigen Jahrhunderts elektrische Beleuchtung.
Aufmerksamkeit verdient die kunstvolle Gestaltung der Verzierungen an den Armen der Leuchter. Wie aus Inschriften erkennbar ist, sind zwei Stiftungen von Barbyer Familien aus den Jahren um 1585.

An den Wänden befinden sich zahlreiche Grabplatten aus dem16.-18. Jh. von in der Kirche begrabenen Bürger. Aus den Inschriften geht hervor, dass sie in der Stadt verantwortungsvolle Tätigkeiten innehatten. Die ältesten Grabplastiken sind aus vorreformatorischer Zeit und stehen rechts und links neben dem mittleren Eingang auf der Südseite. Gedenktafeln an den Wänden erinnern an in vielen Kriegen gestorbene Barbyer Bürger.

Umfangreiche Sanierungsarbeiten an Dach, Turm, Fassade und im Inneren werden hoffentlich im nächsten Jahr mit der Restauration der Orgel zum Abschluss kommen.